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„Lesen können, die Uhrzeit verstehen, ein Telefon dabeihaben“

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01. Feb 2024

Wie gelingt es, dass auch Menschen mit Behinderung gut Bus und Bahn fahren können? Zwei Bewohnerinnen der Lebenshilfe-Wohngruppe am Ziegelwasen erzählen von ihren Erfahrungen. Der Teckbote berichtet.

Und los geht’s in den Feierabend nach der Arbeit in der Werkstatt – Sandra Mayer und Nicole Meca fahren sehr gern mit dem Bus nachhause.
Und los geht’s in den Feierabend nach der Arbeit in der Werkstatt – Sandra Mayer und Nicole Meca fahren sehr gern mit dem Bus nachhause.

Nicole Meca und Sandra Mayer stehen an der Haltestelle „Kruichling“ im Wind. Ein langer Arbeitstag in der Werkstatt liegt hinter ihnen – jetzt wollen sie schnell nachhause. Sie beide wohnen in der Außenwohngruppe der Lebenshilfe am Ziegelwasen in Kirchheim. „Laufen wäre mir da zu weit“, erzählt Sandra Mayer. „Ich mache eher kleine Schritte. Das würde bestimmt eine Stunde dauern nachhause.“ Und Nicole Meca lacht. Manchmal läuft sie auch, aber eigentlich fährt sie am liebsten mit dem Bus. Weil das gemütlich ist und schnell geht. Ihren Behindertenausweis hat sie schon in der Hand. Er ist ihre Fahrkarte, mit ihm darf sie den Öffentlichen Nahverkehr umsonst nutzen. Für sie ist es ganz selbstverständlich den Bus zu nehmen. Und für einige ihrer WG-Mitbewohnerinnen auch. Doch was brauchen Menschen mit Behinderung im öffentlichen Nahverkehr zur Teilhabe.

„Ich schau immer auf die App, bevor ich losfahre“, hat Nicole Meca ein paar Tage vorher zuhause in der WG erzählt. Sandra Mayer sagt, sie achte gut auf die Uhr. Sie hat Sorge, dass der Bus vielleicht schon weg ist. „Klar, Lesen können, die Uhrzeit verstehen und ein Telefon dabeihaben. Das ist schon gut,“ sagt Ulrike Winkler, Mitarbeiterin der Lebenshilfe in der Wohngruppe am Ziegelwasen. Doch einige Menschen mit Behinderung orientierten sich dazu auch an der Farbe oder Größe des Busses. „Und wenn dann mal kein großer gelber Ziehharmonika-Bus kommt, sondern ein kleiner grüner, wartet man lieber auf den nächsten.“ Sie lächelt. Im Mittelpunkt stünden immer die Wünsche der Menschen mit Behinderung selbst und die größtmögliche Selbstbestimmung für jeden Einzelnen. Manchmal brauche es eben auch nur ein bisschen Übung. Oder nette WG-Mitbewohnerinnen. Vor zweieinhalb Jahren sei Nicole Meca in die WG gezogen und da hätten die anderen sie einfach mit dem Bus mitgenommen in die Werkstatt. Doch was fehlt den Menschen noch in Kirchheim? „Einfachere Sprache auf den Busplänen“, sagt Sandra Mayer, die würde allen helfen. Und vielleicht Symbole oben an den Bussen, die könnten alle verstehen, sagt Nicole Meca. Jetzt kommt der Bus. Nicole Meca zieht ihre Kapuze noch weiter ins Gesicht. Es hat angefangen zu regnen. Sie steigt vorn beim Busfahrer ein, grüßt, zeigt ihren Behinderten-Ausweis, gleich ist sie zuhause.

121 Haltepunkte gibt es in der Stadt Kirchheim. 29 Haltestellen mit je 2 Haltepunkten sind schon barrierefrei umgebaut oder werden in den Jahren 2023 und 2024 barrierefrei umgebaut werden, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Für den Umbau zwölf weiterer Haltestellen im Jahr 2024 hat die Stadt einen Antrag auf Förderung beim Regierungspräsidium Stuttgart gestellt.

Barrierefreier Umbau heißt: Ausbau des Bordsteines auf eine Höhe von 18 Zentimetern, damit Rollstuhlfahrerinnen ohne Rampe in den Bus fahren können. Die Schaffung eines stufenlosen Zuganges vom umgebenden Wegenetz zur Haltestelle und das Einbauen taktiler und kontrastreicher Bodenelemente. Wenn die Platzverhältnisse es ermöglichen, werden die Haltestellen außerdem mit einem überdachten Wetterschutz und einer Sitzmöglichkeit ausgestattet.

So ein Häuschen mit einer Sitzbank für den stürmischen Herbst und die kalten Winter wünscht sich Sandra Mayer schon lange für die Haltestelle „Kruichling“ an der Werkstatt. „Weil hier immer so viele Menschen stehen und so lang warten müssen.“ Als Beirätin der Lebenshilfe vertritt sie die Interessen der Menschen mit Behinderung und war im Jahr 2022 bei Oberbürgermeister Bader zu Besuch im Rathaus. Und der Bürgermeister versprach, den barrierefreien Umbau der Haltestelle eventuell vorziehen zu lassen. Jetzt haben die Bauarbeiten am Kruichling begonnen. „Der Umbau der Haltestelle im Kruichling wurde zeitlich vorgezogen und erfolgt ohne Fördergelder. Gemeinsam wurde die Priorisierung dieser Bushaltestelle aufgrund der im Kruichling ansässigen Werkstätten für Menschen mit Behinderungen neu bewertet,“ so eine Sprecherin der Stadt. Vorrausichtlich bis zum Ende des Jahres sollen die beiden Haltepunkte barrierefrei umgebaut sein. Und ein Häuschen gegen den kalten Wind? Wird gebaut, mit einer Sitzmöglichkeit im Trockenen.

Kontakt

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Cornelia Klee
Geschäftsführerin
Saarstraβe 87
73230 Kirchheim unter Teck

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