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Zentrales Thema: Fehlende Assistenz im Krankenhaus

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24. Sep 2020

Lebenshilfe Kirchheim organisiert gemeinsam mit der CDU-Kreistagsfraktion großes Fachgespräch zur Medizinischen Versorgung der Menschen mit einer geistigen Behinderung.

Kreisrat Wilfried Veeser, ganz links,  Bundestagsabgeordneter Michael Hennrich, vierter von links, Vorsitzende der Lebenshilfe Kirchheim Bärbel Kehl-Maurer, sechste von links und Wohnbereichsleiter der Lebenshilfe Benjamin Langhammer, zweiter von rechts, gehörten zu den Teilnehmern des Fachgesprächs.
Kreisrat Wilfried Veeser, ganz links, Bundestagsabgeordneter Michael Hennrich, vierter von links, Vorsitzende der Lebenshilfe Kirchheim Bärbel Kehl-Maurer, sechste von links und Wohnbereichsleiter der Lebenshilfe Benjamin Langhammer, zweiter von rechts, gehörten zu den Teilnehmern des Fachgesprächs.

Menschen mit einer geistigen Behinderung haben keinen Anspruch auf Assistenz im Krankenhaus, auch wenn sie sonst im Alltag 24 Stunden am Tag betreut werden - nur einer der Missstände, der auf dem Fachgespräch zur Medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderung von Politikern, Ärzten und Betroffenen in großer Runde in der ARBEG in Wernau diskutiert wurde.

Endlich alle Parteien zusammen bringen und Austausch auf Augenhöhe ermöglichen: Dieses Ziel hatte Wilfried Veeser, Mitglied im Sozialausschuss des Kreistags. Und er hat es mit dem Fachgespräch erreicht: In offener und konstruktiver Atmosphäre berichteten Eltern von ihren Erfahrungen mit Ärzten und Kliniken - Politiker und Ärzte, Vertreter des Landratsamtes, der AOK und des Bildungscampus für Pflegeberufe hörten zu. Organisiert wurde das Fachgespräch von Thaddäus Kunzmann, Sprecher des AK Soziales der CDU-Kreistagsfraktion und Bärbel Kehl-Maurer von der Lebenshilfe Kirchheim.

Das dringlichste Thema der Betroffenen zog sich durch den ganzen Abend: Die fehlende Assistenz im Krankenhaus für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Für Pflege und Versorgung muss sich immer ein Angehöriger mit aufnehmen lassen. Aber was passiert, wenn die Eltern alt werden, die Geschwister berufstätig sind oder weit weg wohnen? Heikel werde es immer dann, wenn es keine Angehörigen mehr gäbe, sagt Benjamin Langhammer, Wohnbereichsleiter der Lebenshilfe Kirchheim. „Denn dann muss ich einen Menschen, der vielleicht das kognitive Niveau eines Vierjährigen hat, allein in den durchgetakteten Klinikalltag schicken. Obwohl dieser Mensch sonst im Alltag 24 Stunden am Tag betreut wird. Wie soll das gehen? Da ist wirklich eine Lücke im System.“ Neben der Finanzierung der Assistenz bräuchte es außerdem dringend ein gutes Aufnahme- und Entlassmanagement im Krankenhaus. Damit zum Beispiel Vorerkrankungen, die Wohnsituation, aber auch, wie der Patient Schmerz äußert, im Vorhinein abgefragt werden können, sagt Bärbel Kehl-Maurer, Vorstandsvorsitzende der Lebenshilfe Kirchheim. „Dieses Thema darf nicht noch länger totgeschwiegen werden.“

Was passieren kann, wenn Menschen mit einer geistigen Behinderung allein und unvorbereitet im Krankenhaus sind, schildert Gerhard Pfeiffer. Er ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Angehörigen der Menschen mit einer geistigen Behinderung des Landes Baden-Württemberg. „Eltern berichten mir, dass sie gebeten wurden, ihr Kind sofort aus dem Krankenhaus abzuholen. Und dort fanden sie ihr Kind fixiert und völlig verängstigt vor.“ Ursula Hofmann, Vorsitzende von Rückenwind Esslingen, spricht das nächste Problem an: Ihre Tochter hat eine schwere geistige Behinderung und ist gerade 18 Jahre geworden. Das Sozialpädiatrische Zentrum ist jetzt nicht mehr zuständig. Im ganzen Landkreis Esslingen gäbe es aber kein Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit einer geistigen Behinderung, kurz MZEB. Das arbeitet interdisziplinär und berät aus einer Hand, was für Menschen mit Mehrfachbehinderungen besonders wichtig ist. Janice Weber, stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Bezirksdirektion Neckar-Fils antwortet: „Wir haben großes Interesse als Krankenkasse, weitere Träger von MZEBs zu unterstützen.“ Und sie sagt, sie sei tief berührt von den Erfahrungsberichten, nehme sie in die Kommunale Gesundheitskonferenz des Kreises mit und rege an, dass auch dort endlich Betroffene vertreten seien. Michael Köber, vom Amt für besondere Hilfen im Landratsamt bringt die Idee ein, Ehrenamtliche in den Kliniken zu schulen. Und Michael Hennrich, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages hört zu. „Die Antennen mehr auf Empfang, weniger auf Sendung stellen“, das nehme er mit aus diesem Gespräch.

Was aber auch klar wurde: Mit der hausärztlichen Versorgung sind die Angehörigen zufrieden. Oft kennen die Hausärzte ihre Patienten schon jahrelang und werden zu Lotsen für die Familien. Wolf-Peter Miehe ist Vorsitzender der Ärzteschaft Nürtingen und hat eine Hausarztpraxis. „Wir planen für unsere Patienten mit einer geistigen Behinderung immer einen doppelten Termin ein, damit wir mehr Zeit haben“, sagt er. Doch noch wichtiger als Zeit ist den Angehörigen etwas anderes: Christian Birzele-Unger erzählt von einem Besuch mit seiner erwachsenen Tochter mit einer geistigen Behinderung bei Dr. Miehe. „Er hat sich direkt neben meine Tochter gesetzt, sie angeschaut und mit ihr gesprochen. Und mir signalisiert, dass ich einfach mal nichts erklären muss.“

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